Bergstraße 2 – 66851 Linden

Die Formation Mon Mari Et Moi gastiert in der Kulturfabrik Linden

Von Reiner Henn

 Zwei Künstler-Ehepaare haben sich der Gattung Chanson verschrieben. Zusammen traten sie am Samstag in Lindens Kulturfabrik als die in diesem Genre erfolgreiche Band Mon Mari Et Moi auf. Sie verzauberte mit einer ausschließlich deutschsprachigen, repräsentativen Auswahl eigener Adaptionen und Bearbeitungen das zahlreiche Publikum.

Bei der Band Mon Mari Et Moi (mein Ehepartner und ich) klingt alles nach einem modernen (musikalischen) Märchen – wie etwa in der ZDF-Serie „Traumschiff“: Zwei aus Lautern (namens Paqué) und Silz in der Südpfalz (Mrotzek) stammende Paare heiraten gemeinsam am Strand von Trinidad Tobago in der Karibik zu den Klängen der legendären Steel-Bands. Sie gründen danach diese Formation, die auf Anhieb ihren Siegeszug durch Pfalz, Saarland und den südwestdeutschen Raum bis zum Bodensee beginnt. Was sich zunächst zufällig durch ein Geburtstagsständchen ad hoc bildete, hat mittlerweile die Kleinkunstszene erobert.Und das hat seine Gründe: Die Sängerin mit dem indischen Vornamen Shakti (Paqué) ist ein Naturtalent ohne bisherigen Gesangsunterricht, das mit Charme über die Textinhalte moderiert und mit Charisma in der Stimme die eigenen Arrangements der Formation ausdeutet. Die Texte sollen, so der eigene Anspruch, zeitlose, allgemein menschliche Seelenzustände zwischen Hoffen und Bangen schildern oder gesellschaftskritisch von Isolation und Vereinsamung künden. Danach wurde die Auswahl vorgenommen, dabei wurden französische Texte teilweise selbst frei übersetzt, überarbeitet und neu harmonisiert sowie rhythmisiert.

Wenn Shakti Paqué so auf den Spuren von Hildegard Knef und Marlene Dietrich wandelt, versucht sie keinesfalls, deren Tonfall und Vortragsweise zu imitieren. Und doch hat ihre sonore Stimme etwas von deren Erzählton im rauchig wirkenden Sprechgesang, der aber von großer suggestiver Eindringlichkeit ist.

Zum Gesang und den Klängen kurioser Tasteninstrumente wie Nemotron und Pianica seiner Ehefrau spielt Mathias Paqué einen lebhaften, ideenreichen Gitarrenpart. Das zweite Ehepaar sorgt für den vibrierenden und keinesfalls stereotypen Rhythmus: Inge (Bassgitarre) und Jürgen (Drumset) Mrotzek peppen die Gattung Chanson gewaltig auf, wenn sie einst beinahe biederen Chansons und Schlagern einen Impuls aus Jazz- und Latinrhythmen unterlegen und die Musik so aktualisieren, stilistisch komplexer machen.

Obwohl menschliche Tragödien wie etwa die um „Fräulein Annie, die schon lange nicht mehr hier wohnt“ betroffen machen und musikalische Lebensläufe wie der ebenfalls von Hildegard Knef stammende Titel „Von nun an ging’s bergab“ erschüttern, beugt das Quartett dennoch der Gefahr einer gewissen Abnutzung vor. So wurden zunehmend eigene Titel und auch mal rein instrumentale Glanznummern zur Abwechslung ins Programm eingebaut.

Vor allem der genau getroffene Libertango von Astor Piazzolla zeigte eindrucksvoll, dass hier noch viel mehr an kreativer Substanz steckt, zumal die beiden Musiker auch noch in anderen regionalen Formationen spielen. Zum Libertango stellte beispielsweise der Schlagzeuger zum klassischen Tangorhythmus komplexe solistische Untermalungen vor, eine beeindruckende Leistung. Mon Mari Et Moi besteht zwar erst seit knapp zwei Jahren und nennt dennoch mutig das neue, überarbeitete Konzertprogramm „Verbesserte Rezept-Tour“. Ein Rezept, um bei lokalen Kleinkunst-Veranstaltern erfolgreich zu sein, ist es allemal.

Konzert

Mon Mari Et Moi spielt am Donnerstag, 5. März, 20 Uhr, auf der Bühne unterm Dach im Jugendzentrum; Karten an der Abendkasse.

Quelle

Ausgabe Die Rheinpfalz – Pfälzische Volkszeitung – Nr. 28
Datum Dienstag, den 3. Februar 2015
Seite 16