Musik aus dem Moment
Linden: Die Musikerin Karin Graf erzeugt bei ihrem Djembekonzert in der Kulturfabrik afrikanisches Lebensgefühl – Mehr Zuhörer wünschenswert
Von Thomas Braun
Was mit dem Instrument der Djembe, einer afrikanischen Trommel, möglich ist, bewies in der vergangenen Woche die Musikerin Karin Graf in der Kulturfabrik Linden. Mit virtuoser Spieltechnik und ausdrucksstarkem Gesang entführte sie die Zuhörer bei ihrem Solokonzert in die Klangwelt afrikanischer Rhythmen und Melodien.
Schon mit den ersten Berührungen ihrer Hände auf dem Trommelfell der großen Djembe entlockte die Percussionistin Karin Graf der Trommel mit Ursprung in Westafrika ein außergewöhnlich breites Spektrum an unterschiedlichen Klangvarianten. Mit wirbelnder, schlagender und reibender Fingertechnik schuf sie in ihren Improvisationen in der Kulturfabrik Linden in der vergangenen Woche die vielfältigsten Klangfarben und schöpfte im Verlauf des Konzertes das dynamische und klangliche Potenzial der Djembe in innovativer Weise aus.Ihr Solostil sei nicht an die traditionelle Spielweise der Djembe gebunden, die vornehmlich zur Tanzbegleitung und Feldarbeit eingesetzt werde, sagte die Musikerin aus Saarbrücken. Es gehe um „eigene Ausdrucksformen, um Klänge, die zu Geschichten werden“. Bei ihren Konzerten spiele sie „Musik aus dem Moment, die während der Aufführung entstehe“.Die Djembesolistin bereiste Ghana und Mali, lebte über ein Jahr lang in Burkina Faso und wurde von Adama Dramé unterrichtet, der die Djembe als Soloinstrument etabliert hat. Heute sagt Graf, dass sie im Spiel der Djembe eine „Kraftquelle“ und ihre „Berufung“ gefunden habe. In Linden spiegelte sich diese Berufung in der virtuosen Beherrschung ihres Instrumentes wider.
Eindrucksvoll zeigte sich dies in einem Stück, das den Tanz afrikanischer Krieger imitierte und – bei geschlossenen Augen – den Eindruck entstehen ließ, dass ein ganzes Percussionensemble zu hören sei.
Das solistische Können der Musikerin wurde auch in ihren melodischen Gesangslinien deutlich, die sie feinfühlig über die Klänge des Instrumentes setzte. So etwa in einem Liebeslied aus Burkina Faso, das sie in der Sprache Djoula sang und mit zwei kleinen Cexixis, Rasselkörpern, die geschüttelt wurden, akustisch untermalte. Das akustische Bild einer afrikanischen Landschaft entstand im Zusammenklang von Gesang und dem Einsatz einer Kalebasse. Der Kürbis war überzogen von einem Kettennetz aus kleinen Steinen und das durch ihn erzeugte Geräusch imitierte das Galoppieren von Huftieren in einer weiten Steppe.
Die Zuhörer, die von der Musikerin angehalten wurden, erst am Ende des Konzertes zu applaudieren, zogen ein positives Resümee. „Unglaublich schön“ und „Ohne Übertreibung, ich bin fasziniert“ urteilten einzelne Besucher aus dem insgesamt beeindruckten Publikum. Eine Zugabe beschloss das kurzweilige Solokonzert in der Lindener Kulturfabrik, das eindeutig mehr Zuhörer verdient gehabt hätte.
Quelle
Ausgabe | Die Rheinpfalz – Marktplatz Regional Kaiserslautern Landstuhl – Nr. 239 |
Datum | Mittwoch, den 15. Oktober 2014 |
Seite | 704 |